Dann will ich auch mal
Mein Vater war nicht für Weihnachten, weil meine Mutter am 25. verstarb, als ich viereinhalb war.
Aber ich bin dann verschickt worden. Nach Schweden. Zu einer katholischen Familie - in meiner Familie kommt Religion nicht vor. Und so erlebte ich nicht nur bergeweise Schnee und einen richtigen Winter, sondern auch die erstaunlichen Sitten und Gebräuche der Eingeborenen.
Da gab es z.B. ein Fest, für das mir die jüngste Tochter der Gastfamilie ihren Platz abtrat. Ich wurde in ein weißes Kleidchen gesteckt, bekam einen Kranz aus grünen Blättern auf's Haupt und eine Kerze in die Hand und dann ging ich am Ende einer Schlange von Mädchen in eine Kirche hinein. Ich war komplett hin und weg - das erste Mädchen in der Reihe hatte einen Ring aus brennenden Kerzen auf dem Kopf
und in der Kirche war ALLES bunt und golden. Und dann wurde Musik gespielt. Das Lied kannte ich
- mein Vater hatte so eine kitschige Gondel auf dem Fernseher zu stehen, mit Spieluhr, die spielte diesen italienischen Schlager auch - und so sang ich denn aus voller Kehle die zwei Worte, die ich kannte, mit:
"Santaaaa Lutschihaaaaa!", immer nur diese zwei Worte, immer, wenn sie dran waren:
"Santaaaa Lutschihaaaaa!". Irgendwann kicherte dann das komplette Publikum und für alle Kinder gab's hinterher Luzifers Katten und Kinderpunsch...
Ein paar Tage später war dann Weihnachten. Wieder ging es in diese goldig-bunte Kirche und der Rückweg war von am Wegesrand stehenden Kerzen erleuchtet. Alle Nachbarn und Freunde kamen mit ins Haus meiner Gasteltern. Dort stand im Treppenhaus ein riiieesiger Weihnachtsbaum (vom Parterre zum ersten Stock) und im Keller gab es einen großen Raum, in dessen Mitte irgendwelcher Grünkram und eine Ziege aus Stroh stand. Außen rum standen Tische und Bänke, an denen alle versammelt saßen, als es an der Tür hämmerte und ein Weihnachtsmann und ein kleiner, magerer, schwarz angemalter Mann mit einer Rute rein kamen. Der Weihnachtsmann hat einen riesigen Sack mitgebracht und oben in dem Sack gab es ein schönes Buch. Die anderen Kinder kicherten aufgeregt und wuselten rum - ich war völlig gefesselt. Und dann liest dieser Weihnachtsmann als erstes meinen Namen vor und der schwarze Typ kommt Rute-schwingend auf mich zu gerast...
Boah, hatte ich Panik! Aber der Weihnachtsmann hat ihn zurückgerufen und ich sollte da hin, um mir ein Geschenk abzuholen *bibber*.
Dieser Weihnachtsmann hat die Geschenke für alle Kinder mitgebracht und am Ende war ich und alle anderen Kinder mit Geschenken umgeben. Das war ein wunderschönes Fest.
Danach hab ich Weihnachten immer zusammen mit meinen Cousins bei meiner Tante verbracht. Die hat uns nachmittags ins Kinderzimmer geschickt und dann den Baum geschmückt und die Geschenke aufgebaut. Dann hat sie ein Glöckchen geläutet und wir durften ins Zimmer, mussten ein Gedicht oder ein Lied vortragen und durften dann an die Geschenke. Manchmal hat sie versucht, uns was vom Christkind oder dem Weihnachtsmann zu erzählen - vielleicht hätte das funktioniert, wenn wir nicht vorher beim Einkauf der Geschenke dabei gewesen wären
Einmal, ich war 12 oder 13, war sie sogar der Meinung, wir müssten mal in die Kirche gehen - ganz blöde Idee... Wir saßen in der ersten Reihe und dieser Pfaffe erzählt was von Maria, der einzigen Reinen von all den sündigen Frauen - und mir platzt die Hutschnur. Während meine Tante peinlich berührt zischt, frage ich den Kerl, was er sich eigentlich denkt, sämtliche Frauen hier als sündig zu bezeichnen - er bat uns dann zu gehen und meine Tante ist nie wieder auf die Idee gekommen, mich in eine Kirche zu schleifen. Konfirmationsunterricht hatte ich erst danach und dabei gelernt, daß der Schwarzrock nur aus der Bibel vorgetragen hat.
Heute koch ich für die Familie und wir tauschen Geschenke untereinander. Ich bin völlig Weihnachtsdeko-verrückt und ich glaube, ich versuche wenigstens die Optik dieses einen magischen Festes wiederzuholen.
"Whatever you do today, do it with the confidence of a four year old in a batman t-shirt" - irgendwo im Netz
Erschaffe selbst, was längst existieren sollte.
) und am 6. Dezember der Nikolo. Da gab's Schoki, Nüsse, Mandarinen und meist ein kleines Spielzeug. Außerdem gab's immer eine große Familienfeier bei meinen Großeltern oder meiner Tante. Da kam fast die ganze Verwandtschaft, mein Papa war als Nikolo verkleidet und kam mit Gedichten und Geschenken. Als ich ein wenig größer (so 5 Jahre etwa) war, hat es sich ergeben, dass ich den Krampus spielen durfte. Da bekam ich 'ne Rute in die Hand gedrückt und durfte damit auch mal meinen Cousins zu Leibe rücken. 
