Was ist Rollenspiel
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- Himmelbär
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Was ist Rollenspiel
Ich habe einfach mal geschummelt und einen fertigen Text von mir ausgegraben. Als Anfang vielleicht nicht schlecht?
Was ist Rollenspiel?
Im weitesten Sinne kann man Rollenspiel, zumindest "Pen-and-Paper"-Rollenspiel (deutsch: Stift und Papier) als gemeinsames Geschichtenerzählen definieren. Man sitzt als kleine Gruppe zusammen (mit Stift und Papier ;-) ), braucht keinen Computer, kein Internet, keine Verkleidung. Für Zuschauer ziemlich langweilig.
Rollenspieler spielen nicht auf der Reeperbahn und treffen sich nicht in Rotlicht-Clubs. Ok, manche vielleicht, aber das hat mit dem Geschichtenerzähl-Rollenspiel dann nichts zu tun. :-)
Worum sich die Geschichte dreht, ob es Science-Fiction oder Fantasy ist, eher ein Western oder furchtbar gruselig, dass kann sich die Gruppe aussuchen. Was man eben am liebsten mag.
Das ist quasi die aktive und kreative Variante eines Dvd-Abends mit Freunden. Man schaut sich nicht von außen eine Geschichte an, sondern entscheidet mit, was in ihr passiert. Dann muss man sich auch nicht darüber aufregen, wenn der Filmheld mal wieder blauäugig durch die Tür geht wo ganz klar die Bösen hinter hocken.
Die Spieler, alle bis auf einen, erzählen die Geschichte nur aus der Sicht einer einzelnen Person. Was sie sagt. Was sie macht. Wie sie mit den anderen Leuten umgeht. Das ganze Spiel über bleibt die Rolle gleich.
Der letzte Spieler verbindet die Geschichte. Erzählt wo die gespelten Personen sind, wie es aussieht, was sonst noch passiert. Er leitet den Ablauf die Geschichte, ist deshalb der "Spielleiter", auch oft "Meister" genannt.
Nehmen wir mal ein kleines Beispiel. Eine Herr-der-Ringe-Fantasy-Geschichte mit Zauberern, Zwergen und anderen Wesen.
Wir haben vier Leute in der Gruppe. Einer erzählt die Geschichte, drei spielen Rollen. Einer einen jähzornigen Zwerg, der andere einen doofen Barbarenkrieger, die letzte eine zarte Elfe im wallenden Kostüm.
Der Spielleiter erzählt, dass ihre Spielfiguren nach einer langen Wanderung jetzt am Abend vor einer schäbigen Herberge stehen. Das drum herum Wald ist. Ihr Füße weh tun und der Zwerg dringend ein Bier trinken will.
Jetzt müssen die drei überlegen was sie tun. Was die gespielten Figuren tun würden. Weiter gehen? Ne, doof, ist ja Abend, außerdem tun die Füße weh. Sie beschreiben, dass sie trotz des Gejammers der Elfe, die lieber ewas Schöneres hätte, hineingehen wollen.
Der Spielleiter beschreibt, was sie sehen, als sie hineingehen. Das es dunkel und stickig ist (die Spielerin der Elfe ist sich sicher, dass das ihrer Figur bestimmt nicht gefällt und seufzt einmal laut), der Wirt mit einem schmierige Tuch die Krüge putzt und drei Bauersleute an einem Tisch ihr Kartenspiel unterbrechen und zur Tür schauen.
Der Spieler des Zwerges ist der Meinung, dass es, wenn es Krüge gibt, sicher Bier gibt und erzählt, dass sein Zwerg zum Wirt geht und Bier bestellt. Die anderen beiden beschließen, dass es wohl das beste ist, was man momentan tun könnte und wollen das gleiche machen.
So geht es immer hin und her. Die Spieler entscheiden, was ihre Figur wohl machen würde und erzählen das. Oft direkt als die Figur, also "Ich frage den Wirt, ob die Putzfrau gerade krank ist" und nicht "Meine Elfe findet es dreckig und fragt mal nach weshalb".
Häufig entwickelt es sich als direktes Gespräch. Der Spielleiter muss dabei jede Rolle übernehmen, die auftaucht, wie hier den Wirt.
Das könnte so ablaufen:
Spielerin de Elfe: "Werter Herr, eure Herberge erscheint mir ein wenig, nun, wenig liebevoll behandelt. Seid ihr hier ganz alleine für die Arbeit da?"
Spielleiter als Wirt:"Weib, das ist meine Sache. Nehmt den Besen, wenn es euch nicht passt. Noch ein Bier?"
Der Spielleiter hat sich meist vor dem Spiel überlegt, was er denn passieren lassen könnte. Ob vielleicht ein Bote des Königs in der Herberge ausrufen lässt, dass dessen Tochter entführt wurde. Eine böse Hexe alle Frauen aus der Umgebung verzaubert hat, so dass niemand mehr putzt. Oder vielleicht die Suche nach einem verlorenen Schatz? Alles ist möglich.
Jeder soll dabei Spaß haben. Die Spieler, weil sie ihre selbst ausgedachte Rolle spielen können, eine spannende Geschichte erleben und dabei vielleicht Rätsel lösen müssen und eine Aufgabe erfüllen. Der Spielleiter, weil er sieht, wie sich die anderen in die Geschichte, die er vorgeplant hat, verwickeln. Das sie wie geplant in seine Falle tappen (wie im Film, wenn der Bösewicht den Helden gefangen nimmt), was für tolle Lösungen sie finden um wieder raus zu kommen. Und man spielt gemeinsam. Sitzt nicht alleine vor dem Computer.
In den meisten Fällen sind die Figuren, die gespielt werden, wirklich wie die Helden eines Films. Nicht unbedingt Alleskönner und ohne Fehler, aber immer nahe des nächsten Abenteuers. Ein wenig spannend soll die Geschichte ja sein. Wenn man immer vor allem, was interessant kling wegläuft, dann macht das Spiel wenig Spaß.
Weil Erzählen ohne jede Vorgabe manchmal dazu führt, dass ein Spieler möchte, dass seine Figur immer alles kann und weiß, gibt es oft Regeln. Die dann aussagen, was die Figuren eben können.
Der Barbar aus dem Beispiel ist stark, kann mit seiner Keule gut umgehen, aber weder lesen noch schreiben. Kann er die Tür zum Turm, wo die Prinzessin sitzt, einschlagen? Der Spieler findet schon, der Spielleiter fände das zu einfach. Das wird dann durch würfeln gelöst. Wie die Regeln genau funktionieren ist hier egal - da gibt es nämlich auch diverse Varianten. Gemeinsam ist ihnen, dass der Barbar einen Wert hat, für seine Kraft. Und er würfelt, um zu schauen, ob er damit die Tür eintreten kann. Dadurch ist gleich etwas Glück im Spiel. Man kann nicht vorher schon einplanen, ob etwas geht oder nicht. Es wird spannender.
Würfel gibt es übrigens nicht nur mit sechs Seiten.
Gewürfelt wird mehr oder weniger, je nachdem, was man mag. Auf den Stuhl klettern? Das schafft man so, da würfelt man nicht. Die 20m Steilküste raufklettern? Ja, da schon eher. Wenn sich aber alle am Tisch einig sind, wie etwas wohl ausgeht, damit die Geschichte passt, dann erzählt man das manchmal einfach so. Nur zu würfeln unterbricht das Erzählen sonst zu lange.
Es gibt diverse vorgegebene Hintergründe und Regelvarianten, man kann fertige Abenteuer kaufen, die der Spielleiter dann nur nachspielen lässt.
Wer keine Fantasy mag nimmt etwas anderes. Einmal wie Sherlock Holmes in London Fälle lösen? Als Raumschiffbesatzung neue Welten entdecken? Im Rollenspiel ist alles da möglich, was man sich ausdenken kann.
Was ist Rollenspiel?
Im weitesten Sinne kann man Rollenspiel, zumindest "Pen-and-Paper"-Rollenspiel (deutsch: Stift und Papier) als gemeinsames Geschichtenerzählen definieren. Man sitzt als kleine Gruppe zusammen (mit Stift und Papier ;-) ), braucht keinen Computer, kein Internet, keine Verkleidung. Für Zuschauer ziemlich langweilig.
Rollenspieler spielen nicht auf der Reeperbahn und treffen sich nicht in Rotlicht-Clubs. Ok, manche vielleicht, aber das hat mit dem Geschichtenerzähl-Rollenspiel dann nichts zu tun. :-)
Worum sich die Geschichte dreht, ob es Science-Fiction oder Fantasy ist, eher ein Western oder furchtbar gruselig, dass kann sich die Gruppe aussuchen. Was man eben am liebsten mag.
Das ist quasi die aktive und kreative Variante eines Dvd-Abends mit Freunden. Man schaut sich nicht von außen eine Geschichte an, sondern entscheidet mit, was in ihr passiert. Dann muss man sich auch nicht darüber aufregen, wenn der Filmheld mal wieder blauäugig durch die Tür geht wo ganz klar die Bösen hinter hocken.
Die Spieler, alle bis auf einen, erzählen die Geschichte nur aus der Sicht einer einzelnen Person. Was sie sagt. Was sie macht. Wie sie mit den anderen Leuten umgeht. Das ganze Spiel über bleibt die Rolle gleich.
Der letzte Spieler verbindet die Geschichte. Erzählt wo die gespelten Personen sind, wie es aussieht, was sonst noch passiert. Er leitet den Ablauf die Geschichte, ist deshalb der "Spielleiter", auch oft "Meister" genannt.
Nehmen wir mal ein kleines Beispiel. Eine Herr-der-Ringe-Fantasy-Geschichte mit Zauberern, Zwergen und anderen Wesen.
Wir haben vier Leute in der Gruppe. Einer erzählt die Geschichte, drei spielen Rollen. Einer einen jähzornigen Zwerg, der andere einen doofen Barbarenkrieger, die letzte eine zarte Elfe im wallenden Kostüm.
Der Spielleiter erzählt, dass ihre Spielfiguren nach einer langen Wanderung jetzt am Abend vor einer schäbigen Herberge stehen. Das drum herum Wald ist. Ihr Füße weh tun und der Zwerg dringend ein Bier trinken will.
Jetzt müssen die drei überlegen was sie tun. Was die gespielten Figuren tun würden. Weiter gehen? Ne, doof, ist ja Abend, außerdem tun die Füße weh. Sie beschreiben, dass sie trotz des Gejammers der Elfe, die lieber ewas Schöneres hätte, hineingehen wollen.
Der Spielleiter beschreibt, was sie sehen, als sie hineingehen. Das es dunkel und stickig ist (die Spielerin der Elfe ist sich sicher, dass das ihrer Figur bestimmt nicht gefällt und seufzt einmal laut), der Wirt mit einem schmierige Tuch die Krüge putzt und drei Bauersleute an einem Tisch ihr Kartenspiel unterbrechen und zur Tür schauen.
Der Spieler des Zwerges ist der Meinung, dass es, wenn es Krüge gibt, sicher Bier gibt und erzählt, dass sein Zwerg zum Wirt geht und Bier bestellt. Die anderen beiden beschließen, dass es wohl das beste ist, was man momentan tun könnte und wollen das gleiche machen.
So geht es immer hin und her. Die Spieler entscheiden, was ihre Figur wohl machen würde und erzählen das. Oft direkt als die Figur, also "Ich frage den Wirt, ob die Putzfrau gerade krank ist" und nicht "Meine Elfe findet es dreckig und fragt mal nach weshalb".
Häufig entwickelt es sich als direktes Gespräch. Der Spielleiter muss dabei jede Rolle übernehmen, die auftaucht, wie hier den Wirt.
Das könnte so ablaufen:
Spielerin de Elfe: "Werter Herr, eure Herberge erscheint mir ein wenig, nun, wenig liebevoll behandelt. Seid ihr hier ganz alleine für die Arbeit da?"
Spielleiter als Wirt:"Weib, das ist meine Sache. Nehmt den Besen, wenn es euch nicht passt. Noch ein Bier?"
Der Spielleiter hat sich meist vor dem Spiel überlegt, was er denn passieren lassen könnte. Ob vielleicht ein Bote des Königs in der Herberge ausrufen lässt, dass dessen Tochter entführt wurde. Eine böse Hexe alle Frauen aus der Umgebung verzaubert hat, so dass niemand mehr putzt. Oder vielleicht die Suche nach einem verlorenen Schatz? Alles ist möglich.
Jeder soll dabei Spaß haben. Die Spieler, weil sie ihre selbst ausgedachte Rolle spielen können, eine spannende Geschichte erleben und dabei vielleicht Rätsel lösen müssen und eine Aufgabe erfüllen. Der Spielleiter, weil er sieht, wie sich die anderen in die Geschichte, die er vorgeplant hat, verwickeln. Das sie wie geplant in seine Falle tappen (wie im Film, wenn der Bösewicht den Helden gefangen nimmt), was für tolle Lösungen sie finden um wieder raus zu kommen. Und man spielt gemeinsam. Sitzt nicht alleine vor dem Computer.
In den meisten Fällen sind die Figuren, die gespielt werden, wirklich wie die Helden eines Films. Nicht unbedingt Alleskönner und ohne Fehler, aber immer nahe des nächsten Abenteuers. Ein wenig spannend soll die Geschichte ja sein. Wenn man immer vor allem, was interessant kling wegläuft, dann macht das Spiel wenig Spaß.
Weil Erzählen ohne jede Vorgabe manchmal dazu führt, dass ein Spieler möchte, dass seine Figur immer alles kann und weiß, gibt es oft Regeln. Die dann aussagen, was die Figuren eben können.
Der Barbar aus dem Beispiel ist stark, kann mit seiner Keule gut umgehen, aber weder lesen noch schreiben. Kann er die Tür zum Turm, wo die Prinzessin sitzt, einschlagen? Der Spieler findet schon, der Spielleiter fände das zu einfach. Das wird dann durch würfeln gelöst. Wie die Regeln genau funktionieren ist hier egal - da gibt es nämlich auch diverse Varianten. Gemeinsam ist ihnen, dass der Barbar einen Wert hat, für seine Kraft. Und er würfelt, um zu schauen, ob er damit die Tür eintreten kann. Dadurch ist gleich etwas Glück im Spiel. Man kann nicht vorher schon einplanen, ob etwas geht oder nicht. Es wird spannender.
Würfel gibt es übrigens nicht nur mit sechs Seiten.
Gewürfelt wird mehr oder weniger, je nachdem, was man mag. Auf den Stuhl klettern? Das schafft man so, da würfelt man nicht. Die 20m Steilküste raufklettern? Ja, da schon eher. Wenn sich aber alle am Tisch einig sind, wie etwas wohl ausgeht, damit die Geschichte passt, dann erzählt man das manchmal einfach so. Nur zu würfeln unterbricht das Erzählen sonst zu lange.
Es gibt diverse vorgegebene Hintergründe und Regelvarianten, man kann fertige Abenteuer kaufen, die der Spielleiter dann nur nachspielen lässt.
Wer keine Fantasy mag nimmt etwas anderes. Einmal wie Sherlock Holmes in London Fälle lösen? Als Raumschiffbesatzung neue Welten entdecken? Im Rollenspiel ist alles da möglich, was man sich ausdenken kann.
Zuletzt geändert von MataHari am Di 26. Jun 2012, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.
Fairy tales are more than true; not because they tell us dragons exist, but because they tell us dragons can be beaten.
Ich habe auch Gummipunkte, juhu!
Ich habe auch Gummipunkte, juhu!
Re: Was ist Rollenspiel
Bin dafür, dass es für Unwissende (wie ich vor 5 Minuten z.B. war) oben angepinnt wird.
Noch ist es hier ja übersichtlich doch später, wenn es sich füllt, wird es schade wenn es nach hinten verschwindet...
Noch ist es hier ja übersichtlich doch später, wenn es sich füllt, wird es schade wenn es nach hinten verschwindet...
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- Gelbär
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Re: Was ist Rollenspiel
Super Text.. tolles und lustiges Beispiel....
und vor allem super verständlich.
Gruß Pegasus
und vor allem super verständlich.
Gruß Pegasus
[align=center]~*Credendo vides*~
Wer glaubt der wird sehen[/align]
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- Schwarzbär
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Re: Was ist Rollenspiel
Ich glaube, ich werde hier mal öfters mitlesen. Wußte bisher gar nicht, daß es so etwas gibt.
Aber- man wird so alt, wie ne Kuh und lernt immer mehr dazu!
Aber- man wird so alt, wie ne Kuh und lernt immer mehr dazu!
Niemand auf dieser Welt ist groß genug, als daß er das Recht hätte, arrogant zu sein!
Meine Gummipunkte
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Re: Was ist Rollenspiel
Das Beispiel finde ich sehr cool Auch wenn ich bei Rollenspielen echt nur an sowas denke.
Schaut mal! Ich habe auch einen Gummipunkt
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- Gelbär
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Re: Was ist Rollenspiel
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- Kiwisbärchen
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Re: Was ist Rollenspiel
eine tolle Erklärung, Mata, danke
"Einen Tag voller Groll kann man nie wieder gut machen" Zitat von Tumana
Krissis Gumipunkte
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- Schwarzbär
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Re: Was ist Rollenspiel
Super Erklärung, da krieg ich gleich Lust mal zu spielen!