Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

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Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von MataHari »

Damit ihr auch ein etwas anderes Thema lesen könnt als nur gruselige 20er Jahre schreibe ich für euch eine kleine Shadowrun-Rollenspielgeschichte.  :cool:

Das ist ein Spiel, dass in unserer normalen Welt spielt, aber in der  nahen Zukunft mit einigen Änderungen.
So gibt es natürlich wesentlich mehr Technik. Allumfassendes W-Lan, Internet und Augmented Reality. Also die Überlagerung von realer Welt und Internet.
Die Welt ist düsterer geworden. Konzerne haben mehr Macht bekommen, gehen für ihren Profit oft über Leichen. Der Staat versucht dagegen zu halten, überwacht, sortiert und verwaltet die Menschen. Wer nicht in das System passt hat Pech.
Es gibt Magie (ja, ein wenig Klischee muss sein). Aber nicht viel, übermäßig und für jeden. Und sie hat ihren Preis. Die normalen  Leute haben meist Angst davor. Oder sind neidisch.
Es gibt Trolle, Zwerge, Elfen... erklärt als genetische Mutationen. Also nicht die Klischee-Völker in zusammenlebenden Gruppen wie von Herr der Ringe. Wobei einige durchaus zum Beispiel beschließen können, wenn sie jetzt schon extrem zwergisch kleinwüchsig sind, dass sie dann ja auch in Minen arbeiten können. Das zieht sich durch die ganze Bevölkerung, ist quasi die Weiterführung der unterschiedlichen Hautfarbe. Jetzt passt den Leuten nicht, wie viele Hörner der andere hat.

Die Spieler sind sogenannte Shadowrunner, Schattenläufer. Das sind Leute, die freiwillig oder gezwungen, nicht in das System passen. Weil im falschen Moment der Geburtsregistrationscomputer abgestürzt ist. Die ehemalige Cheffin zu viel persönliche Nähe haben wollte und dann beleidigt für polizeiliche Verfolgung gesorgt hat. Man einfach keinen Bock hat von morgens bis abends für einen Hungerlohn nicht selbstbestimmt für einen unpersönlichen Megakonzern zu arbeiten.
Um Geld zu verdienen begehen sie mehr oder weniger Verbrechen. Im Auftrag von irgendwelchen Leuten oder oft die Konzerne. Das können Sachen wie Betriebsspionage sein, den Prototypen für die Konkurrent klauen, Den Chefwissenschaftler der einen Seite handfest zum neuen Job auf die andere bringen. Oft Diebstähle, Sabotagen... Mordaufträge gibt es auch, aber nicht jeder Spieler will immer gnadenlose Killertypen spielen. Darum gibt es auch in Gruppen untereinander Diskussionen, ob man den einen Auftrag nun macht oder ob der zu schlimm ist.

Diese Gruppe besteht aus Hank (S1), einem riesigen Troll, mit wenig im Kopf aber dafür mehr eingebaute Technik im Körper. Kunstmuskeln, mit dem W-Lan verbundene verbesserte Augen, extra Dornen auf den Oberarmen, weil das schick aussieht... er kann mit so gut wie jeder Waffe umgehen. Und macht im Zweifelsfall aus allem eine Waffe.

Dann Balthasar (S2), einem russischen Ex-Soldner, der nun oft als Kopfgeldjäger arbeitet. Und unter anderem für Konzerne Leute findet, die zur Konkurrenz übergelaufen sind.

Speedy (S3) ist ein ehemaliges Straßenkind, wohnt immer noch in einer ausgebauten Linienbus-Ruine und kann mit allem umgehen, was Technik hat. Man ist sich noch nicht sicher, ob er den Namen von seiner Geschwindigkeit beim Hacken von Computersystemen hat, oder ob er durch sein loses Mundwerk so häufig irgendwo angeeckt ist, dass er einfach gelernt hat sich möglichst schnell zu verdrücken.

Als letztes noch Candy (S4), eine Manga-liebende Magierin, die besonders durch ihre kreativen Lösungsvorschläge und bonbonfarbende Kleidung auffällt.
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Re: Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von MataHari »

Um Geld zu verdienen erledigt die Gruppe Aufträge und hat schon ein gutgehendes Netzwerk an Kontakten, Hehlern und ähnlichen Leuten. Dieses Mal bekommt Balthasar den Tipp für ein gutes Geschäft. Leicht soll der Auftrag sein, nicht viel Zeit kosten und nur eine niedrige Wahrscheinlichkeit für irgendwelche Gegenwehr haben. Dafür gibt es aber gutes Geld, 1/4 schon im Voraus. Balthasar gefällt es, er sagt zu, bekommt Informationen zugeschickt und trommelt die Freunde in seiner WG, in der er mit Hank wohnt, zusammen.

S1: Er hat echt gesagt, der Auftrag soll leicht sein?
S2: Ja, hörte sich gut an.
S3: Leicht, wie bei dem Mal, als wir alle hinterher im Krankenhaus behandelt werden mussten?
S4: Oder wie damals, als sich das "keine Gegenwehr erwartet" als Hinterhalt vom Ehemann von Speedys Ex entpuppte?
S2: Ähm... naja...
S3: Für den Ehemann konnte ich nichts! Ich hätte den Auftrag damals nie angenommen! Das war Balthasar!
S1: So wie jetzt. Überraschend. Muss meine Krankenversicherung noch schnell vorher bezahlen.
S4: Wer ist der Auftraggeber?
S2: Das weiß ich nicht, ist mir auch egal.
S3: Tststs... gib mir die Nachricht, ich finde das raus. Irgendeine Signatur hat der hinterlassen.
S1: Nein! Letztes Mal hast du das auch vermasselt. Dann steht nur wieder eine Gang mit gezogenen Waffen vor der Tür.
S3: Komm, mit der wirst du doch locker fertig.
S1: Ich werde ihr deine Adresse geben und sie wegschicken.
S3: Ich vermassel es nicht, gibt her!
S4: Das ist ja ein Kindergarten hier!
SL: Braucht ihr mich heute eigentlich?
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Re: Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von MataHari »

Man schaut sich dann den Auftrag an. Ein Dokument mit Erklärungen. Sonst gibt es oft auch persönliche Treffen mit dem Auftraggeber. So schön Klischeehaft in der Parkgarage oder so.

S2: Wir sollen Frau Keller finden. Die ist 68 Jahre alt, Biochemikerin im Ruhestand und lebt hier in der Stadt. Jetzt ist sie verschwunden und irgendwer macht sich Sorgen. Keine Lösegeldforderung.
S1: Toll, und wo fängt man da an? Wo ist sie verschwunden?
S2: Mehr steht hier nicht.
S4: Vielleicht hat sie früher etwas gemacht, für das sie nun zum Schweigen gebracht werden soll? Oder man braucht noch irgendeine Arbeit von ihr und zwingt sie zum Arbeiten?
S3: Ich suche nach dem Namen in der Matrix (Internet).
S2: Vielleicht ist sie nur krank und irgendwo im Krankenhaus?
S4: Meinst du nicht, das das aufgefallen wäre? Dazu muss man uns sicher nicht anheuern, um ganz legal die Krankhenhäuser und Polizeistationen abzuklappern.
S1: Wozu Polizei?
S4: Sie könnte verhaftet sein oder in Schutzhaft. Hat vielleicht zuviel mit der Mafia zu tun, dass sie jetzt eine neue Identität braucht, weil sie bald als Kronzeugin aussagen soll. Oder sie weiß etwas, will nichts sagen und die Polizei will sie mürbe machen. Manche Leute kommen auch da hin, wenn sie einfach die Strafzettel nicht bezahlt haben. Oder sie hat irgendwo randaliert. nach dem letzten Fußballspiel waren einige in Haft, weil sie so viel Randale gemacht haben.
S2: Danke, reicht. Sie ist 68.
S4: Na und? Du kennst meine Oma nicht.
SL: Du findest sie im Internet. Private Seite, alte Firma... ganz schön viel. Wie ölange willst du lesen?
S3: Zusammenfassung bitte! Den Rest speichere ich.
SL: Sie hat vor fünf Jahren ihre Firma, EkosphorInc, für scheinbar nicht wenig verkauft und sich zur Ruhe gesetzt. Die entwickeln besondere Reinigungsmethoden für Gewässer und Filter für Kläranlagen. Hier in der Stadt ist der Hauptsitz der jetzt-Tochter eines größeren Kläranlagen-Herstellers. Sie hat die Firma mit ihrem Ex-Mann gegründet, als sie noch an der Universität war.
S4: Irgendwas von der Mafia?
SL: Nein.
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Re: Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von keltoi »

Wäääh. das böse S-Wort! *schauder*
Ich bin ja Purist. Entweder Fantasy mit Feen, Elfen, Zwergen,... oder Dark Future, aber dann allenfalls mit Cyborgs - also das gute, solide Cyberpunk!

Aber wenn man mal außen vor lässt, dass es hier um Shadowrun geht, sicher eine amüsante Geschichte. Bin schon gespannt, wie es weiter geht...

Liebe Grüße
Kelt
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Re: Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von MataHari »

Da man keinen Plan hat wo die Frau stecken könnte beschließt man einfach mal bei ihr zuhause vorbei zu schauen.

SL: Laut Google ist das eine sehr gute Wohngegend. Einzelhäuser, viele riesig und ein bezahlter Sicherheitsservice dreht die Runden im Viertel. Zusätzlich zu den Mengen an Euro, die die Bewohner für Sicherheitssysteme ausgeben.
S1: Wir fahren einfach mal mit dem Auto vorbei.
S4: Mit DEINEM Auto? Da werden wir gleich festgenommen.
S1: Was ist schlimm an meinem Auto?
S4: Der Rost wirkt nicht sehr professionell. Wobei er zum Glück das meiste des Schriftzuges überdeckt, denn ich denke nicht, dass die dort Troll-Rock-Bands, die Chaos-Trash-Metall spielen, so gerne sehen. Vielleicht wäre es auch nicht so schlimm, wenn die einzelnen Teile wenigstens halbwegs zusammenpassen würden. Und sind am Kofferraum immer noch die Einschusslöcher?
S3 lacht.
S2: Nehmen wir meinen Bus. Dein rosa Smart taugt ja auch nicht.
S4: Pink. Er ist pink.
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Re: Eine leicht Sci-Fi-artige Rollenspielgeschichte

Beitrag von MataHari »

Nach einigem Hin- und Her entscheidet man sich mit dem Bus zu fahren und bei den Nachbarn zu klingeln, um als vermeintliches Wohlfahrtsunternehmen für Bedürftige zu sammeln.

SL: Als ihr langsam an dem Haus der Zielperson vorbei fährt seht ihr im Haus Bewegungen. Irgendwer ist zuhause. Und ein Auto mit verdunkelten Scheiben steht vor der geschlossenen Garage.
S2: Oh? Hatten wir nicht gesagt, die alte Dame würde alleine wohnen?
S1: Nein. Speedy hat das gesagt. Ist nicht das gleiche.
S3: Sehr witzig. Vielleicht eine Haushälterin? Das Kind ist erwachsen und wohnt über 1000km weit weg. Und miteinander zu reden scheinen die auch nicht. Ehe ist getrennt. Und sonst ist auch niemand dort gemeldet.
SL: Durch die Gardinen - Ihr parkt jetzt ein Haus weiter, weil ihr ja nach Almosen fragen wolltet, waren mehrere Leute zu erahnen.
S2: Candy, dein Job. Geh nachschauen.

(Magier können eine Art astrale Reise machen. Den Geist aus dem Körper befreien und dann unsichtbar für normale Leute durch die Gegend fliegen. Sehr gut um geheim etwas auszukunschaften, obwohl man nicht so wirklich sinnvoll sehen kann. Sehr doof, weil so ein astraler Geist für andere Magier wie ein Leuchtfeuer ist und die Leute meistens etwas beleidigt reagieren, wenn man einfach in ihre Wohnung eindringt. Ob als Geist oder im Körper.)

SL: Da sind mehrere Leute im Haus, aber es hat eindeutig ein magisches Sicherheitssystem, dass irgendwo Alarm schlägt, wenn man als Geist da durch geht.
S4: Ha, ich bin Experte! Das umgehe ich locker!
SL: Wie du meinst...
S4: Wieviele Leute sind da?
SL: Im Untergeschoss - das Haus hat zwei Stockwerke - siehst du gerade drei. Einer groß, einer klein, einer... magisch.
S4: Uff. Äh.... der schaut sicher gerade in die andere Richtung?
SL: Er scheint gerade auf Klo zu sein. Wer weiß, ob er da Ausschau nach herumfliegenden Geistern hält?
S2: So wie der SL grinst hätte ich da eine Idee zu...
S4: Ja, ok. Ich gehe. Groß und klein, die Leute? Nicht magisch, ok. Irgendwelche Technik im Körper? (Technik im Körper mindert die Lebenskraft und das sieht man mehr oder weniger an der Aura)
SL: Ja.
S4: Sehr aussagekräftig, deine Antwort.
SL: Wie genau willst du hinsehen und analysieren?
S4: Uhmpf... äh... sehr genau. Für sehr kurze Zeit. Also irgendwo die optimale Schnittmenge.
S3 schüttelt verzweifelt den Kopf.
SL lächelt: Darf ich das bestimmen?
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