Relief aus Gips und Fimo XXL - Romeo und Julia

[Hazel]

Ich hab mir einen langgehegten Wunsch erfüllt und endlich ein Fimo Objekt in ganz gross auf die Beine gestellt. Wobei das zugegebenermassen erstens mal nicht 100% Fimo ist (denn grössentechnisch ist irgendwann jeder Backofen mal am Ende, da muss man halt improvisieren, in diesem Fall wieder mit Gipsmodellage), und zweitens fehlen die besagten Beine sowie die Unterkörper (weil das viel zu gross und schwer geworden wäre). Herausgekommen sind zwei Bilder in 3D: ein Liebespaar, das sich an den Händen hält. Und das berühmteste klassische Liebespaar heisst Romeo und Julia, damit hatten die Kinder dann auch gleich ihre Namen weg.

Theoretisch könnte man die Bilder auch separat aufhängen, denn jedes für sich ist vollkommen autark und es gibt keine feste Verbindung, die Hände liegen in der Mitte nur locker ineinander. Oder man wechselt die Reihenfolge, dann wenden die beiden die Köpfe voneinander ab und wollen nichts mehr vom anderen wissen. Damit ändert sich auch (ähnlich wie bei meinen beiden Vitruv Objekten) die Message und statt verliebt sind die Herrschaften dann einfach bloss ein bisschen bockig, oder so…. Die Breite über beide Bilder gemessen beträgt inklusive der Lücke in der Mitte ca. 1,20 und Höhe ca. 70 cm, entspricht damit also in etwa Lebensgrösse. Die Maße beziehen sich lediglich auf die Rahmen, die Körperteile selber ragen natürlich noch weiter darüber hinaus. Das war auch meine Idee dahinter: Bilder, die ihren Rahmen „sprengen“. Sowas finde ich halt spannend. Insgesamt war ich rund 8 Wochen mit dem Projekt beschäftigt. Das weniger vom Arbeitsaufwand her gesehen, sondern eher von den Denkpausen, die ich zwischendrin einlegen musste. Das gesamte Konstrukt, insbesondere die freien Arme, benötigt nämlich sehr viel handwerkliche Fähigkeiten, ich habe also einige Zeit mit sägen, hämmern, bohren und schrauben verbracht. Das hatte ich am Anfang nicht bedacht, sonst hätte ich einen WIP draus gemacht, zum Zuschauen wäre das wohl echt lustig gewesen. Es gibt aber genug Bilder vom Werdegang, also nachfolgend ein kleiner Rückblick.

[Hazel]

Zunächst die Unterlage, die ist reine Resteverwertung. Eine grosse Preßspanplatte (Überbleibsel von einem abgestürzten Bildhalter, ohne Glasplatte eigentlich ein Fall für den Sperrmüll) in der Mitte übergeschnitten, die Oberfläche mit Decifix beklebt (silber gebürstet: tolle Optik) und aus Profilleisten einen schmalen Rahmen drumherum gebaut.

Die Körper sind ehemalige Hemdendummies, also Hohlkörper aus Kunststoff, auf denen man im Laden dann Kleidung oder Unterwäsche drapieren kann wie auf Schaufensterpuppen, nur halt als Torso. Die wurden mittels Dremel und Mini- Trennscheibe halbiert, auf die Platten geschraubt und mit Gipsbinden eingedeckt. Bis dahin alles Fertigteile - noch keine grosse darstellerische Leistung. Die beginnt wohl eher bei den Köpfen. Die sind aus Fimo, meine inzwischen zur Standardmischung gewordene Kombination aus Silber Metallic, Glitzersilber, Hellgrau und MixQuick. Hier Romeos Kopf beim Härten im Backofen. Das sieht in diesem Maßstab schon reichlich gruselig aus!

Nach dem Abkühlen mit schwarzer Acrylfarbe leicht schattiert und mit Fimo Lack in Seidenmatt überzogen. Ich finde übrigens, Romeos Gesicht erinnert ein bisschen an Fantomas, falls hier irgendjemand noch diese alten Filme kennen sollte. Als nächstes den Kopf aufgesetzt (zum Schutz vor Gips und Farbe in Folie verpackt) und mal ein bisschen mit Farbe experimentiert.

Zuerst hatte ich Sprühlack in Silber ausprobiert, aber das sah sehr komisch aus auf der relativ rauhen Oberfläche. War auch viel zu hell. Am Ende wurde dann Seidenmatt in mittelgrau draus, und zwar als Streichlack, damit wesentlich einfacher aufzubringen als ein Farbspray. Beim Kopf liegt das Fimo „Gesicht“ auf dem Inlet aus Alufolie, was aber von der Höhe her immer noch nicht ganz reicht, also mit Styropor noch weiter unterfüttert wird. Dabei etwas Neigung reinbringen, damit der Blick nicht so stur geradeaus geht, und schliesslich alles fixiert mit ein paar langen Schrauben. Auf der Vorderseite mussten die Schrauben versteckt werden, deswegen hab ich dafür seitlich durch die Ohren gebohrt und die Schraubenköpfe verspachtelt. Romeo hört also vermutlich schlecht, kann aber dafür niemals Tinnitus kriegen. Julias Entstehungsweg ist natürlich komplett der gleiche, bloss in weiblich. Hat den Vorteil, dass bei ihr die Kopfschrauben leichter kaschiert werden konnten. Ich habe einfach kleine Straßsteine in die Kreuze der Schraubenköpfe eingeklebt; das Mädel trägt halt Ohrringe.

[Hazel]

Dann der nächste Knackpunkt: Hände. Mein Kryptonit sozusagen….

Fällt mir immer noch schwer, egal in welchem Maßstab. Aufbau hohl um einen grob geformten Kern aus Draht und Alu herum (in massiv sonst viel zu schwer).

Von oben gesehen etwas klobig, Grösse ist aber ok.
Julia mit linkem Arm in Vorbereitung. Liegt in der Küche dumm rum und wartet auf den Anstrich. Der „Heiligenschein“ ist dadurch entstanden, dass ich den Übergang vom Gesicht zum Körper nochmal nachgegangen bin.

Wichtig: die Position der beiden Hände in der Mitte. Die bestimmen nämlich die Form und Haltung der beiden mittleren/freien Arme.

Romeos Hand untendrunter ist deutlich heller, weil noch nicht gebrannt. Am Anfang wollte ich die Finger weiter durchbiegen für einen festeren Händedruck. Das hätte die Hände aber zu fest ineinander verschränkt und damit unlösbar gemacht. Also ist nicht, muss halt was lockerer gestaltet werden…

[Hazel]

Einer der Arme von innen gesehen; ich glaube, das ist Romeos rechte Seite. Besteht aus einer grob vorgeformten Gipsschale, ausgefüttert mit Alufolie und innenliegendem Draht. Im oberen Arm so eine Art „Knochen“ aus Holz (Anfeuerholz aus meinem Kaminvorrat: hier wird alles verwurstet, was mir unterwegs so in die Finger fällt) damit auch genügend Feststoff zum Anschrauben vorhanden ist (Gips und Folie allein trägt halt nicht genug), der untere Teil vom Draht dient zum Anknüpfen der Hand und wird mit den Drähten aus den Fingern verdrillt. Die Arme sind beim Endprodukt allgemein noch eine Idee zu schmal, vielleicht arbeite ich das in der Zukunft etwas mehr auf, für den Moment bleibt es aber erstmal so, wie‘s ist.

Stellprobe der Rohbauten: Romeo fast vollständig, Julia noch als einarmiger Bandit. Ihre mittlere Hand und der dazugehörige noch hohle Arm werden jetzt an Romeos Hand ausgerichtet. Das bestimmt dann die Endposition. Ein bisschen verzwickt, weil Julias Arm dafür nicht gerade liegt, sondern vom Ellenbogen an leicht schräg nach oben zeigen muss und vor dem Gipsen so fixiert werden soll.

Kaum zu glauben, aber am Ende hat alles tatsächlich irgendwie gepasst und wurde auch gut an die Wand gebracht.
Fester Händedruck geht zwar anders, die beiden berühren sich nur etwas zaghaft. Beim Probieren haben die Hände enger ineinander gelegen, aber das hab ich beim Aufhängen leider nicht mehr so genau hinbekommen. Aber immerhin, Kontaktstelle passt.

[Hazel]

Aufhänger hab ich mir dabei aber geschenkt, denn da jede Seite gut ihre 5 kg wiegt, wäre mir sowas zu riskant als Befestigung gewesen. Dann lieber nur Schrauben in Dübel, ist zwar primitiv, hält aber meistens fest.
Letzte Aktion lag dann darin, Julia noch ein bisschen aufzuhübschen. Sie trägt jetzt einen Schleier aus einem ganz feinen Maschendraht, den man prima zuschneiden und leicht in Form biegen kann.

Hätte es vielleicht nicht gebraucht, aber ich mag dieses Material und wollte unbedingt etwas davon verwenden. Ausserdem hält ihre linke Hand eine Rose fest, ist gedacht als Zitat aus Shakespeare‘s „Romeo & Juliet“: „A rose by any other name would smell as sweet“. Passt zum Thema und ist darüberhinaus prima geeignet, um das Handgelenk der jungen Dame zu kaschieren. Das hab ich nämlich verratzt; war mein erster Versuch für einen Ansatz von Fimo Hand zu Arm in Gips und ist leider nicht so super gelungen.
Trotzdem bin ich mit dem Gesamtergebnis richtig happy, ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas kann. Das Ensemble hängt jetzt im Flur neben der Haustüre und begrüsst alle, die rein wollen.

[Virtre]

Wow!!!

Der Kopf im Ofen ist aber schon etwas gruselig

[gomi]

[Jolande]

Meine Güte, was eine Arbeit! Toll geworden - und dann in dieser Größe!
Danke fürs Zeigen, auch von den einzelnen Arbeitsschritten.
Ich mache "nur" Miniaturen, mein Material reicht wahrscheinlich noch Jahrzehnte

[Sibylle]

Wow!

[Pet Cat]

Du schreibst, dass Dir die Finger schwer fallen, dafür sind sie aber super gelungen. Und den Schleier von Julia finde ich total schön, das peppt sie richtig auf. Wenn's mein Romeo wäre, hätte ich ihm noch Haare aus dem gleichen Material spendiert.

[Lauser]

Ein Kunstwerk

[Hazel]

Du schreibst, dass Dir die Finger schwer fallen, dafür sind sie aber super gelungen. Und den Schleier von Julia finde ich total schön, das peppt sie richtig auf. Wenn's mein Romeo wäre, hätte ich ihm noch Haare aus dem gleichen Material spendiert.

Die Hände werden auf jeden Fall langsam aber sicher besser als das, was ich anfangs so produziert habe. Was mich ein bisschen stört ist die Tatsache, dass die Finger halt relativ plump aussehen. Die Länge und das Verhältnis zueinander stimmen aber schon mal.

Die Haare wollte ich ursprünglich aus diesen Metall- Putzwolle- Topfreinigern machen. Romeo sah damit aber aus wie eine schlechte Jimmy Hendrix Karikatur. Und selbst bei Julia waren wilde Locken nicht so wirklich der Brüller, also habe ich mich dann doch für den Stil „polierte Platte“ entschieden. Ist auch pflegeleichter. Irgend wann werd ich obenauf schliesslich mal Staub wischen müssen, oder?

[Pet Cat]

Gute Idee!

[Virtre]

Jimi Hendrix und Julia.
Wer kennt es nicht

[Hazel]

Dann wart mal auf die erste CD dieses Duos, die wird ein Knaller!